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Fragen & Antworten

In dieser Rubrik "Fragen & Antworten" werden Fragen von Mitgliedern, Verwandten oder Bekannten beantwortet, diese Rubrik wird Laufend ergäntzt.

Thema Butter:

Frage:
im Dokument Galaktosearme Ernährung für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre der SGIEM, unter Fett, lese ich:
Geeignet: Pflanzenmargarine ohne Milchbestandteile / Butter, Butterreinfett, Bratbutter / Pflanzenöle / Nüsse und Samen
Warum "Butter"? Druckfehler?
Ungeeignet: Pflanzenmargarine mit Milchbestandteile

Antwort:
Butter hat sehr wenig Galaktose (Wert über der Nachweisgrenze (detection limit >0.0072 g Galaktose/100g)
Darum ist Butter erlaubt (man isst es ja nicht kiloweise)!

Eintrag Liste Laktose- und Galaktosegehalt von Milchprodukten:

Butter normal

Laktose (g/100g) 0.75
Freie Galaktose (g/100g) 0.01**
Total Galaktose (g/100g) 0.375

Butter laktosefrei

Laktose (g/100g) 0.001
Freie Galaktose (g/100g) 0.34
Total Galaktose (g/100g) 0.341
**Wert unter der Nachweisgrenze (detection limit >0.0072g Galaktose/100g)

Frage:

  1. Was ist der Unterschied zwischen "freie Galaktose" (galactose libre) und "total Galaktose" (galactose total)
  2. In wie fern ist der relativ hohe Wert der totalen Galaktose gefährlich?

Antwort von Dr. M. Gautschi (18.2.2020):

  1. "freie Galaktose" ist nicht gebunden, weder an andere Kohlenhydrate (z.B. im Disaccharide Laktose), noch an Makromoleküle, Proteine o.ä. (mittels Galaktosylierung), im Gegensatz zur "totalen Galaktose", welche zusätzlich auch diese letzteren Verbindungen noch mit einschliesst. Allerdings spielt dieser Unterschied eigentlich nur 1. analytisch (was wird wie gemessen: es braucht noch eine "Vorverdauung" um die gebundene Galaktose messen zu können), oder 2. physiologisch (kann die gebundene Galaktose freigesetzt und damit im Körper aufgenommen werden oder nicht: die in verschiedenen Gemüsen enthaltene gebundene Galaktose kann nicht freigesetzt und deshalb auch nicht aufgenommen werden) eine Rolle. Da Laktose bekanntlich in unserem Darm zu Glukose und Galaktose gespalten werden kann, muss also diese Galaktose in der Galaktosämie-Diät einberechnet werden. Insofern macht hier diese Unterscheidung zwischen freier und totaler Galaktose nicht wirklich Sinn. Sie wurde einerseits von analytischen Literatur so übernommen und andererseits in Analogie zu den Aufstellungen, welche die physiologischen Unterschiede zwischen "frei" und "gebunden" in Gemüsen darstellen – dann zählt nur die freie Fraktion.
    Fazit: bei Milchprodukten hingegen muss die totale Galaktose einberechnet werden.
  1. Der "relativ hohe Wert" der totalen Galaktose in der Butter ist für Galaktosämie-Patienten ungefährlich, weil wir Butter nicht kiloweise, sondern nur in kleinen Mengen konsumieren. 100g Butter enthalten ca 375mg Galaktose. Bei einer grosszügigen Butterration von 20g sind das etwa 70mg Galaktose. Wir wissen im Moment nicht, wie viel Galaktose für die Patienten ungefährlich ist, gehen aber davon aus, dass die Menge, welche der endogenen Produktion entspricht – oder sogar ein Mehrfaches davon – zu keinen erkennbaren Schäden führt. D.h. dass man problemlos 200-500mg Galaktose pro Tag – aber eben wahrscheinlich auch noch mehr – einnehmen kann.
  1. Ich habe mit unserer Ernährungsberatung vereinbart, dass sie ein paar Beispiele von Tagesmahlzeitplänen mit Nahrungsprodukten aus dieser Liste erstellen soll, mit exemplarisch errechneter Menge an eingenommener Galaktose, um die Anwendung dieser Diätlockerungen zu illustrieren. Wir werden Ihnen diese Beispiele weiterleiten.
PS: bez "mathe Lektüre" sollte <0.01 = <0.0072 g Gal / 100g gelesen werden - das "<0.01" ist eine qualitative Aussage und bedeutet: "vernachlässigbar", während "0.072" die quantifizierbare technische Limit of detection ist. So, auf jeden Fall, verstehe ich das; denn ich habe den Artikel auch nicht selber geschrieben.
Galaktosämie